von Michelle Sensel | 28 Feb 2017 | Kategorie: Ratgeber

Plusenergiehaus bauen - Kosten, Förderung und Vorteile

ökologisches Haus
Urheberrecht: alexandre zveiger @shutterstock.com

Energie sparen und die Umwelt schonen: Energiesparhäuser geben den Bauherren nicht nur ein gutes Gefühl, sondern können auf lange Sicht Kosten einsparen. Es gibt verschiedene Arten von Energiesparhäusern – das Plusenergiehaus ist das neuste und innovativste unter ihnen. Ein Grund mehr, sich mit den Vorzügen und den technischen Gegebenheiten eines Plusenergiehauses auseinanderzusetzen.

Was ist ein Plusenergiehaus?

Plusenergiehäuser sind die fortgeschrittenste Form des Energiesparhauses. Wo beim Nullenergiehaus die Energiebilanz noch ausgeglichen ist, ist sie beim Plusenergiehaus positiv. Das heißt, dass das Plusenergiehaus mehr Energie produziert, als es verbraucht. Um dieses Plus an Energie nutzen zu können, besitzt das Plusenergiehaus eine technische Anlage, die den Energieüberschuss speichern kann. Der Überschuss kann dann später von den Eigentümern genutzt, oder in das öffentliche Netz eingespeist und somit verkauft werden. Um vom Energieverbraucher zum Energielieferanten zu werden, bedarf es einiger Anforderungen und Merkmale, die es zu erfüllen gilt.

Plusenergiehaus Eigenschaften:

  Positive Energiebillanz
  Sehr gute Wärmedämmung
  Basiert auf den Anforderungen der EnEV
  Erneuerbare Energien statt fossile Brennstoffe
  Einsatz natürlicher Baustoffe
  Energiesparende Architektur
  Moderne Heizmethoden

Lohnt sich ein Plusenergiehaus?

Das Konzept des Plusenergiehaus ist noch jung. Ähnlich wie bei anderen ökologischen und jungen Modellen sind hier die Baukosten höher, als bei Standardgebäuden. Die Mehrkosten beim Bau machen sich über lange Sicht bezahlt. Der Heizwärmebedarf eines Passivhauses liegt bei maximal 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr. Bei einem Plusenergiehaus wird dieser Wert noch weiter unterschritten. Aufgrund des extrem geringen Energiebedarfs und der möglichen Einspeisung der überschüssigen Energie in das öffentliche Netz, rechnen sich die Mehrkosten. Ebenso entfallen hohe Nebenkosten.

Was kostet ein Plusenergiehaus?

Bauherren müssen beim Bau eines Plusenergiehauses, im Vergleich zu einem konventionellen Massivhaus, mit rund 15 bis 30 Prozent höheren Baukosten rechnen. Wer sein fertiges Haus zum Plusenergiehaus aufrüsten will, muss von weiteren Kosten ausgehen. Die Anlage für die Energiegewinnung kostet einiges an zusätzlichem Geld. Ebenso die aufwändigere Fassadendämmung. Wichtig ist ebenfalls, dass nicht alle Grundstücke für den Bau eines Plusenergiehauses optimal sind. Die Ausrichtung des Gebäudes sowie die realisierbare Dachneigung sind maßgeblich dafür verantwortlich, wie viel Strom sich mit Solarkollektoren erzeugen lässt. Bei Schwierigkeiten können Kleinstwindkraftanlagen Abhilfe schaffen, die für weitere Kosten sorgen können.

Haus Remote Control
Urheberrecht: REDPIXEL.PL @shutterstock.com

Förderungsmöglichkeiten

Je höher die Energieeffizienz des Hauses, desto höher die Förderungsmittel des Bunds. Die neuesten KfW-Fördermaßnahmen bieten Bauherren eines Plusenergiehauses eine Menge Förderung. Insgesamt hat der Bund das KfW-Programm für höhere Investitionen in energieeffiziente Gebäude im April 2016 erneuert. Eine der größten Änderungen ist der Förderhöchstbetrag. Dieser beträgt jetzt statt 50.000 Euro, 100.000 Euro pro Wohneinheit. Der neue Standard für Gebäude, die Energie nachhaltig erzeugen und speichern heißt jetzt "KfW-Effizienzhaus 40 Plus". Dieser beträgt bis zu 15 Prozent der Darlehenssumme. Den Förderantrag sollten Bauherren vor Beginn des Vorhabens bei einer frei wählbaren Hausbank stellen. Mehr zur Förderung beim Hausbau...

Tilgungszuschüsse im Detail:

  KfW-Effizienzhaus 40 Plus: 15 Prozent der Darlehenssumme, bis zu 15.000 Euro für jede Wohneinheit
  KfW-Effizienzhaus 40: zehn Prozent der Darlehenssumme, bis zu 10.000 Euro für jede Wohneinheit
  KfW-Effizienzhaus 55: fünf Prozent der Darlehenssumme, bis zu 5.000 Euro für jede Wohneinheit

Wie erzeugt ein Plusenergiehaus Strom?

Die Funktionsweise hinter dem Plusenergiehaus ist nicht schwer zu verstehen. Die integrierte Anlagentechnik, beispielsweise eine Photovoltaikanlage, erzeugt im Laufe des Jahres mehr Energie, als die Bewohner im Alltag verbrauchen. Wird zusätzlich zur kontrollierten Lüftung mit Wärmerückgewinnung und der luftdichten Bauweise auf LED-Beleuchtung, energieeffiziente Haushaltsgeräte und intelligente Steuerung gesetzt, wird der Energiebedarf minimiert. Die zusätzlich benötigte Energie wird durch Solarthermie- und Photovoltaikanlagen auf dem eigenen Dach produziert. Wie erwähnt, kommen hier kleine Windkraftanlagen zum Einsatz. Werden diese mit Strom- und Wärmespeichern gekoppelt, kann die Energie in sonnen- und windarmen Zeiten genutzt werden. Somit leben die Besitzer eines Plusenergiehauses energieautark und sind unabhängiger von Strom- und Heizenergiepreisen.

Wärmedämmung und Luftqualität

Damit der Standard des Plusenergiehauses erreicht werden kann, dürfen keine Wärmebrücken entstehen. Das Haus muss luftdicht konstruiert werden. Undichtigkeiten in der Hülle und den Bauteilfugen können zu einem unkontrollierten Luftwechsel führen, was einen erhöhten Wärmeverlust verursacht. Wärmeverluste, die durch die Außenwände entstehen, sind für rund 50 bis 75 Prozent der gesamten Energieverluste eines Gebäudes verantwortlich. Damit der Luftaustausch sichergestellt wird, werden Plusenergiehäuser mit Lüftungsanlagen ausgestattet. Im besten Fall können diese zusätzlich zur Wärmerückgewinnung eingesetzt werden. Dann kann die Heizenergie optimal genutzt werden. 

Heizmethoden beim Plusenergiehaus

Das Konzept des Plusenergiehauses berücksichtigt den Einsatz erneuerbarer Energien. Luft-Wasser-Wärmepumpen kommen als Heiztechnologie in Betracht, die von fossilen Energieträgern wie Gas und Öl losgelöst sind. Die effiziente Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung sorgt für niedrige Betriebskosten und ein angenehmes Raumklima. Durch die geschickte Kombination verschiedener Energiequellen entsteht ein Energiemix, der den Energie- und Heizungsbedarf decken kann. Der Solarstrom kann nahezu verlustfrei auch in Wärme umgewandelt und somit in Wasser gespeichert werden. Warmwasser sollte in einem Plusenergiehaus kein Problem sein. 

Ökologisches Haus Innenraum
Urheberrecht: alexandre zveiger @shutterstock.com

Welche anderen Energiesparhäuser gibt es?

Neben dem Plusenergiehaus gibt es eine Reihe anderer Energiesparhäuser, die interessante Konzepte zum energieeffizienten Leben aufweisen. KfW-, Niedrigenergie-, Passiv-, und Nullenergiehäuser sind die Vorgänger des Plusenergiehauses. Für sie existieren ebenfalls verschiedene Standards, die sie zu einem ökologisch gebauten Haus machen. Die erlaubten Höchstwerte von Heizungs-, Warmwasser-, Lüftungs-, und Kühlbedarf sind bei jedem neu erbauten Haus durch die Energieeinsparverordnung festgelegt. Massivhäuser können problemlos bis einschließlich zum Passivhaus geplant werden. Ihre massiven Wände tragen zur guten Wärmedämmung bei. Je mehr Energiesparstandards das Haus erfüllt, desto mehr wird die Umwelt geschützt. Mehr zu Energiesparhäusern...

Fazit

Das Plusenergiehaus ist der Mercedes unter den Energiesparhäusern. Zwar kostet es auf den ersten Blick mehr, auf lange Sicht lohnt es sich jedoch durch die hohe Energieersparnis. Ein Haus zu besitzen, das eine positive Energiebilanz aufweist, ist eine Besonderheit. Der Bund erkennt das an und unterstützt umweltfreundliche Bauherren zusätzlich mit Förderungsmaßnahmen. Wer sich die kurzfristigen Mehrkosten nicht leisten kann oder will, kann ebenso auf eine der anderen genannten Energiesparhausarten setzen. Wer in einem nachhaltigen Haus wohnt, tut sowohl der Umwelt gut, als auch dem Geldbeutel.

Vorteile:

  Kosteneinsparungen
  Positive Energiebilanz
  Schutz der Umwelt
  hoher Wohnkomfort und gutes Raumklima
  Zuschüsse und Förderung möglich
  Unabhängigkeit von Strom- und Heizenergiepreisen

Nachteile:

  Mehrkosten beim Bau
  Eingespeister Strom oft wenig rentabel
  Technik regelmäßig erneuert werden

Häuser aus unserem Angebot:

« Bauphasen Übersicht - Alle Schritte beim Hausbau Moderne Häuser bauen - Vorteile und Nachteile »