17 Nov 2017 | Kategorie: Ratgeber
Passivhaus bauen - Kosten, Anforderungen und Förderung
Wer ein Passivhaus baut, benötigt meist keine Heizung. Das klingt zuerst etwas seltsam, doch der Haustyp hat sich in der Praxis bewährt. Hinter dem Energiesparhaus steckt ein gut überlegtes Konzept, das eine hochwirksame Wärmedämmung mit einer modernen Lüftungsanlage verbindet. Wir erklären, wie das Passivhaus funktioniert und mit welchen Kosten man rechnen muss.
Was ist ein Passivhaus?
Beim Passivhaus handelt es sich um einen besonders energieeffizienten Haustyp. Durch eine ausgezeichnete Wärmedämmung und die Minimierung von lüftungsbedingten Wärmeverlusten, wird bei 80 % bis 90 % der Passivhäuser keine Heizung benötigt. Die Innentemperatur wird passiv über eine Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung geregelt. Der verbrauchten Luft wird die Wärme über einen Wärmetauscher entzogen und anschließend wieder dem Innenraum zugeführt. So bleibt etwa 90 % der Wärme im Gebäude erhalten.
Obwohl Passivhäuser über keine Gebäudeheizung verfügen, bleiben sie auch im Winter angenehm warm. Um die Innentemperatur im Sommer zu senken, werden die Fenster durch Dachvorsprünge oder Sonnensegel vor intensiver Sonneneinstrahlung geschützt. Eine Klimaanlage wird meist nicht benötigt, was zusätzliche Energie einspart. Der restliche Energieverbrauch eines Passivhauses liegt bei nur 1,5 l-Heizölgleichwert je m² Wohnfläche im Jahr. Dieser Wert ist um ein Vielfaches geringer als bei vergleichbaren Niedrigenergiehäusern.
Vorteile eines Passivhauses:
Sehr niedriger Energieverbrauch
Hohe Luftqualität durch Lüftungsanlage
Keine Heizung notwendig
Staatliche Förderung
Aktiver Umweltschutz
Anforderungen an ein Passivhaus
Die Anforderungen an ein Passivhaus werden durch das Passivhaus Institut in Darmstadt festgelegt und genau überwacht. Durch die Zertifizierung von Passivhäusern soll sichergestellt werden, dass die hohen Qualitätsanforderungen des Passivhaus-Standards erreicht werden. Erst nach Prüfung durch das Passivhaus Institut oder einer anderen akkreditierten Stelle, kann das Zertifikat "Passivhaus" verliehen werden. Durch die geprüfte Qualität wird der Gesamtwert des Hauses deutlich gesteigert. Unter anderem müssen folgende Anforderungen erfüllt werden:
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Geringer Wärmeverbrauch:
Der Heizwärmebedarf pro Quadratmeter Wohnfläche muss unter 15 KWh im Jahr liegen. Das entspricht ungefähr 1,5 Litern Heizöl pro m². Auch im Winter darf nur die maximal zulässige Heizleistung verbraucht werden. -
Wärmedämmung:
Der nicht lichtdurchlässige Teil der Außenhülle darf einen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von maximal 0,15 W/(m²K) haben. Pro Grad Temperaturunterschied und Quadratmeter Außenfläche gehen höchstens 0,15 Watt verloren. Transluzente Bauteile müssen unter 0,8 W/(m²K) liegen. -
Lüftungswärmerückgewinnung:
Die Lüftung mit Wärmerückgewinnung sorgt für eine gute Raumluftqualität und Energieeinsparungen. Mindestens 75% der Abluftwärme muss der Frischluft über einen Wärmeübertrager wieder zugeführt werden. -
Luftdichtheit des Gebäudes:
Um das effiziente Arbeiten der Lüftung zu ermöglichen, müssen Passivhäuser Luftdicht sein. Die Dichtung wir mit einem Unter-/Überdruck von 50 Pascal geprüft. Der Luftverlust muss kleiner als das 0,6-fache Hausvolumen pro Stunde sein.
KfW-Förderung
Energiesparhäuser liegen im Trend. Wer beim Hausbau auf Energieeffizienz achtet, profitiert von günstigen Krediten, sichert sich Zuschüsse und spart langfristig Heizkosten. Wir erklären, welche Energiestandards es gibt, wie hoch die Förderung ist und wie man sein Haus zum Effizienzhaus macht.
Was kostet ein Passivhaus?
Beim Bau eines Passivhauses sollte man, im Vergleich zu einem konventionell gebauten Haus, mit ungefähr 5 % bis 15 % höheren Kosten rechnen. Die Mehrkosten entstehen vor allem durch die sorgfältige Wärmedämmung. Es wird viel Dämmmaterial in hoher Qualität benötigt, was die Baukosten erhöht. Zusätzlich muss das moderne Lüftungssystem mit integrierter Wärmerückgewinnung bezahlt werden. Die Anforderungen an ein Passivhaus beinhalten außerdem wärmedämmende Fenster mit Dreifach-Wärmeschutzverglasung. Diese sind in der Anschaffung deutlich teurer als Standard-Fenster.
Wie bei allen Energiesparhäusern, muss auch beim Passivhaus langfristig gedacht werden. Der niedrige Energieverbrauch eines Passivhauses kompensiert erst nach einer Amortisationsdauer von mehreren Jahren die Mehrkosten beim Bau. Ab diesem Zeitpunkt kann man über die gesamte Nutzungsdauer Kosten sparen. Die Berechnung der genauen Beträge ist aufwendig und individuell. Ein Beratungsgespräch mit einem Experten ist empfehlenswert. Neben Energieeinsparungen, gehören ein hoher Wiederverkaufswert und Werterhalt zu den finanziellen Vorteilen.
Finanzierung für ein Passivhaus
Wer ein Passivhaus bauen möchte, kann sich Fördergelder und günstige Kredite sichern. Die wichtigste Anlaufstelle für finanzielle Unterstützung ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Der "KfW-Förderkredit für energieeffizientes Bauen" gehört zu den beliebtesten Förderprodukten. Es handelt sich dabei um ein Baudarlehen mit günstigen Zinssatz. Abhängig vom erreichten Energiestandard, besteht außerdem die Möglichkeit von Tilgungszuschüssen, die mit dem Baudarlehen verrechnet werden. Der Antrag auf Förderung sollte unbedingt vor Baubeginn des Passivhauses gestellt werden. Dies vereinfacht auch die finanzielle Planung.
Fazit
Der Kauf eines Passivhauses lohnt sich grundsätzlich. Die größte Hürde auf dem Weg zum Energiesparhaus ist immer der höhere Preis. Mit Fördergeldern können die Mehrkosten etwas kompensiert werden. Es gilt abzuwägen, ob Energieeffizienz, erhöhter Wohnkomfort und Umweltschutz den finanziellen Aufwand Wert sind. Wer sich zum Bau eines Passivhauses entschließt, kann jedoch langfristig von einem geringen Energiebedarf und einem angenehmen Wohngefühl mit besonders hoher Luftqualität profitieren.